Die johanneische Soteriologie
 
 
1. Wie wird das Heil vorgestellt?
2. Wie werden Heil und Unheil in der johann. Theologie interpretiert? 
3. Die Bedeutung des Kreuzestodes
4. Die Zueignung des Heils durch den Glauben


Dass wirkliches Heil für die Menschen nur durch den Glauben an Jesus als dem Christus und Gesandten Gottes kommt, ist Grundthese des JohEv.
 
 
1. Wie wird das Heil vorgestellt?

2. Wie werden Heil und Unheil in der johann. Theologie interpretiert? 

R.Bultmann sieht das Heil, das der johann. Jesus durch die von ihm erhobene Glaubensforderung bringt, in der Entweltlichung, die auf alle innerweltliche Sicherheit verzichtet.

Ausgehend von der Beobachtung, dass das Heil ausschließlich an die Person Jesu geknüpft ist, lässt sich die These aufstellen, dass Heil bestehe für Joh. in der Gottesgemeinschaft, die dadurch möglich ist, dass in Jesus (und später im Paraklet) Gott selbst gegenwärtig ist (1,1; 20,28). Dafür spricht Folgendes:

Das ewige Leben ist dann die ewige und vollkommene Gottesgemeinschaft. Damit ist keine rein jenseitige Größe gemeint. Die Gottesgemeinschaft ist bereits jetzt in der Gemeinschaft der Nachfolgenden erlebbar. Versteht man das Heil so, dann wird klar, weshalb der Glaube an Jesus als den Gottessohn Bedingung für das Heil ist (s.u.). Nur aufgrund dieses Glaubens gibt es nämlich eine Hinwendung zu Jesus (und zur Gemeinde) und damit die Teilhabe an der Gottesgemeinschaft. Wird das Heil als Gottesgemeinschaft verstanden, dann kann die johann. Soteriologie auch nicht mehr als individualistisch ausgegeben werden (so Bultmann; Becker, 58). Zwar ist der Glaube ein individueller Prozess, doch führt er hinein in die Gemeinschaft mit Gott und den anderen Glaubenden.
 
 
3. Die Bedeutung des Kreuzestodes

Dass der Tod Jesu eine Heilsbedeutung hat, zeigt sich:

Es gibt also zweifellos, die Vorstellung von einer Heilsbedeutung des Todes Jesu bei Joh. Umstritten ist allerdings, ob sie ein konstitutives Element der johann. Soteriologie oder lediglich ein traditionell vorhandenes, inhaltlich aber am Rande stehendes Traditionselement darstellt. Dies entscheidet sich u.a. daran, wie die Rede von der Verherrlichung bzw. Erhöhung Christi interpretiert wird. Folgende Interpretationsmodelle sind denkbar:
4. Die Zueignung des Heils durch den Glauben

Zugeeignet wird das Heil aufgrund des Glaubens. Der Glaube, dass Jesus der von Gott gesandte Sohn ist, ist die Bedingung zum Eingang ins ewige Leben (3,16+18+36; 5,24; 6,28f; 8,12; u.a.m.). Der Gegensatz zum Glauben ist demnach der Ungehorsam (3,36), der zum Gericht führt. Wiederholt werden Glauben (pisteÚein) und erkennen (ginèskein) als eng zusammengehörige Begriffe genannt (6,69; 11,42; 17,8+21; u.a.). Rechter Glaube ist erkennender Glaube. Darin hebt er sich vom Schein-Glauben ab, der sich auf Mirakel gründet (2,23f; 7,31; 10,42; 11,45; 12,11). Dabei wird der Mirakel-Glaube nicht grundsätzlich kritisiert, sondern nur betont, dass Glaube zur vollen Erkenntnis des Gottessohnes, auch im Leidenden, kommen muss. Glauben bedeutet dabei, ein Gemeinschaftsverhältnis zu Christus aufzubauen (15,4-7).
Der Glaube entsteht aus der Verkündigung, dass Jesus der Gottessohn ist. Dabei gibt es prinzipiell keinen Unterschied, zw. vorösterl. und nachösterl. Verkündigung, ist doch der nachösterl. Geist (Paraklet) identisch mit dem vorösterl. Jesus. Der Glaube verdankt sich also dem Zeugnis (martur…a / marture‹n - 3,11+32f von Jesus selbst gesagt; 1,7 vom Täufer; 5,39 von den Schriften; 17,20 ist implizit das Zeugnis der Gemeinde angesprochen).
Auf der anderen Seite ist der Glaube von Gott gewirkt (6,44f; 18,37). Mit dieser deterministisch klingenden Vorstellung wird deutlich gemacht, dass


Literatur: Ed.Lohse, Grundriss der neutestamentlichen Theologie, S.130f; J.Becker, ÖTK, 4/1, S.55-58; H.Thyen, TRE-Art. Johannesevangelium;



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