Zur Komposition des
Johannes-Evangeliums
1.
Der Aufbau des Johannes-Evangeliums |
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Das Johannes-Evangelium hat folgenden Aufbau:
-
1,1-18 Prolog
Durch den Prolog beginnt das
Joh.-Evang. statt mit einer Geburts- oder
Kindheitserzählung mit der Inkarnationschristologie. Damit
wird die göttliche Sendung Jesu und seine Gottheit von
Anfang an festgehalten. Sie wird nicht erst erworben, sie ist
wesenhaft von Anfang der Welt da (Präexistenz).
- 1,19-12,50 Die Offenbarung Jesu vor der
Welt
Die Offenbarung vor der Welt ist durch
mehrere Linien gekennzeichnet:
- sieben sich bis zur Totenauferweckung steigernde
Wunder, die Anlass zu den Offenbarungsreden sind, in
denen Jesu seine Gottessohnschaft behauptet.
- die sich immer mehr verschärfende Ablehnung der
Juden, die vom zunächst aufgeschlossenen Nikodemus bis
zur Zitation des jesajan. Verstockungsauftrags in 12,40
führt. Dabei wird (ähnlich wie bei den Synoptikern)
Jerusalem und Galiläa symbolisch besetzt: "Jerusalem ist
der Ort der sich ständig steigernden Feindschaft und
Verfolgung, Galiläa aber Stätte der Jüngerschaft
und des Glaubens" (Thyen, TRE, 202). In diesem ersten Hauptteil
steht damit die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Judentum
im Zentrum. Auffällig ist, dass Joh. gegen die synopt.
Tradition mit der Tempelreinigung Jesu Wirksamkeit
beginnen lässt. Dabei wird zugleich auf die Passion
vorausgewiesen (2,19-22). Die Taufe Jesu wird nicht
erzählt, wohl aber vorausgesetzt (1,32-34).
- 13,1-17,26 Die Offenbarung Jesu vor den Jüngern
(Abschiedsreden)
Die Offenbarung vor den
Jüngern steht an jener Stelle des Evang., an der sich bei
den Synoptikern die Apokalypse findet. Diese Offenbarungsreden
sollen durch die Paraklet-Verheißung die
Kontinuität zw. irdischem Jesus und nachösterl.
Gemeinde herstellen. Sie haben v.a. Trost-Funktion:
Der angefochtenen Gemeinde wird es nicht anders gehen, als Jesus
selbst.
- 18-20 Passion und Auferstehung
Die
Passionsgeschichte gestaltet Jesu Sterben als den Tod des
unschuldigen Passa-Lamms (vgl. dazu Die johanneische Soteriologie)
- 21 Nachtrag
Der Nachtrag bearbeitet v.a. die
Verleugnung des Petrus. Dieser hatte Jesus dreimal
verleugnet, so wird er dreimal gefragt, ob er Jesus liebe. Die
Verleugnung geschah am Kohlefeuer (18,18) und so auch die
Begegnung mit dem auferstandenen Jesus (21,9).
Insgesamt ist eine Aufspaltung des einen Passa-Festes bei den
Synoptikern auf drei Passa-Feste zu beobachten: -
2,13ff: Tempelreinigung - Vorausdeutung auf den Tod: 2,19ff.
- 6,4ff: Brotvermehrung und Jesus als Lebensbrot (->
Abendmahl) auch der Verräter ist anwesend (6,64).
- 11,55; 12,1; 13,1ff: Der Weg zum letzten Passa -
Fußwaschung und Abschiedsreden.
Damit wird eine
mehrjährige Wirksamkeit Jesu imaginiert und die Passion
wird zu einem wesentlichen Element der Wirkung Jesu. Schon dies
widerspricht der These, dass Jesu Tod lediglich das Ende seines
irdischen Daseins sei (vgl. Die
johanneische Soteriologie).
Literatur: Lit.: H.Thyen, TRE-Art. Johannesevangelium, v.a.
S.201ff.
Copyright: Matthias Kreplin,
2000