Gerechtigkeit Gottes (dikaiosÚnh qeoà) bei Paulus
 
 
1. Zur Interpretation des Genitivs dikaiosÚnh qeoà
2. Bedeutung des Begriffs in zwei fundamentalen Kontexten



 
1. Zur Interpretation des Genitivs dikaiosÚnh qeoà

Wie ist die Formulierung dikaiosÚnh qeoà bei Paulus zu interpretieren? Zwei Möglichkeiten gibt es - philologisch gesehen:

Der paulinische Begriff der Gerechtigkeit Gottes ist primär vom Letzteren her zu interpretieren. Dafür spricht:
2. Bedeutung des Begriffs in zwei fundamentalen Kontexten

Das durch Christi Tod und Auferstehung erworbene Heil wird bei Paulus v.a. mit dem Begriff der dikaiosÚnh bezeichnet. Die dikaiosÚnh ist Heilsgabe des Gottesreiches (Röm.14,17), sie steht parallel zur swthr…a (Röm.10,10).
Bei Paulus wird der Begriff ú¿®á¿«¼ª (ºñ«) in zwei verschiedenen Zusammenhängen gebraucht (vgl. dazu auch Paulinische Christologie und Soteriologie):

Beide Grundmodelle der dikaiosÚnh werden durch den Oberbegriff Versöhnung (katallag») zusammengehalten (Wichtig: 2.Kor.5,18f). Damit ist ein Neuwerden der Gottesbeziehung gemeint, die die Menschen einerseits von der drohenden Ñrg¾ Gottes, andererseits aber auch von der Macht der Sünde befreit. Damit steht Paulus in der Tradition der LXX, die Gottes dikaiosÚnh vor allem als bundesgemäßes Walten in der Gemeinschaft mit seinem Volk versteht. Gottes dikaiosÚnh stellt also seine machtvolle Bundestreue dar (vgl. Röm.3,3+5), die - übereignet an den Menschen - diesem ebenfalls bundestreues Verhalten ermöglicht. Gottes dikaiosÚnh kann daneben auch mit seiner Schöpfermacht gleichgesetzt werden. Denn wer die dikaiosÚnh empfangen hat, der ist eine kain¾ kt…sij (2.Kor.5,17+21).

Gemeinsame Grundstrukturen für beide Konzepte der dikaiosÚnh:

Wird die Zweigleisigkeit des paulinischen Denkens gewahrt, kann das Heil nicht auf eine forensischen Rechtfertigungs-Begriff eingeengt werden, wie es v.a. in der lutherischen Tradition (z.B. Lohse) geschieht.
 


Literatur: Ed.Lohse, Grundriß der neutestamentlichen Theologie, S.83-87; G.Schrenk, ThWNT-Artikel d…kh; P.Stuhlmacher, Gerechtigkeit Gottes; FRLANT 87; 1965.



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