Die johanneische Ekklesiologie
 
 
1. Der Paraklet vermittelt nachösterlich die Präsenz Jesu Christi
2. Keine festen Institutionen
3. Zurücktreten der Sakramente



 
1. Der Paraklet vermittelt nachösterlich die Präsenz Jesu Christi

Die johann. Ekklesiologie ist gekennzeichnet durch die Kontinuität zwischen dem vorösterlichen Jesus und der nachösterlichen Gemeinde. Diese Kontinuität stiftet der Geist (Paraklet), den die nachösterliche Gemeinde empfängt. Diese Kontinuität wird folgendermaßen deutlich:

Der Paraklet kommt ferner als Beistand für die Jünger. Damit wird die urchristl. Überlieferung aufgenommen, dass der Geist den Jüngern beistehen wird, z.B. wenn sie in Verfolgung vor Gericht stehen (Mk.13,11par). Diese Zusage wurde verbunden mit jüdischen Vorstellungen vom Geist der Wahrheit als Fürsprecher und eschatologischer Beistand der Gemeinde (Qumran).
Der Geist ist niemals Besitz der Gemeinde (3,8). Jedoch ist die Front des Joh. nicht eine selbstsichere und satte Kirche, der die Unverfügbarkeit des Geistes vorgehalten werden muss, sondern eher eine verängstigte Gemeinde.
Die Gemeinde, die so mit dem Geist begabt ist, nimmt die Stellung Jesu in der Welt ein. Die Übernahme der Stellung Jesu in der Welt führt auch dazu, wie Jesus dem Hass der Welt ausgesetzt zu sein (15,18f; 17,14). Für die johann. Gemeinde war dies wohl konkret in der Auseinandersetzung mit dem Judentum erfahrbar.
 
 
2. Keine festen Institutionen

Der Beschränkung auf das Liebesgebot (vgl. Die johanneische Ethik)entspricht der Verzicht auf eine explizite Ekklesiologie der Institutionen. Bei Joh. ist weder von Gemeinde (™kklhs…a), noch Ämtern und Amtsträgern die Rede. Es fehlen aber auch die übrigen urchristlichen Prädikate, die die Gemeinde als die Heiligen, als das wahre Gottesvolk usw. bezeichnen. Die zu Jesus gehören werden als maqhta…  (13,35; 15,8; u.a.) und als f…loi (15,13-15) bezeichnet. Sie bilden mit dem Erhöhten eine Liebesgemeinschaft. Die einzige weitere ethische Anweisung, die sich bei Joh. noch finden lässt, geschieht im Zshg. mit der Fußwaschung und ist äußerst hierarchiekritisch: Dient einander, wie Jesus euch gedient hat (13,14). Entscheidend für die Gemeinde ist die dadurch entstehende Einheit (17,21), die wie auch die Liebe, die Einheit zw. Vater und Sohn abbildet.
 
 
3. Zurücktreten der Sakramente

Im Joh. ist das Zurücktreten der Sakramente zu beobachten:

Dennoch gibt es bei Joh. nirgends eine explizite Polemik gegen die Sakramente. Sie werden also als selbstverständlich vorausgesetzt.

Obwohl die Sakramente  zurücktreten, ist es dennoch fraglich, ob von einer "Konzentration auf das Wort" (Lohse, 142) gesprochen werden kann. Eine solche Wendung kann legitim nur meinen, dass bei Joh. die Frage des erkennenden Glaubens im Vordergrund steht, nicht aber die einer mystischen oder gar ekstatischen Vereinigung mit Gott.


Literatur:  Ed. Lohse, Grundriß der neutestamentlichen Theologie, S.138-142; Kl. Wengst, Bedrängte Gemeinde und verherrlichter Christus



Copyright: Matthias Kreplin, 2000