Die Entwicklung der Kirche bis zum Ende des ersten Jahrhunderts und ihre Existenz im römischen Reich
 
 
1. Die äußere Entwicklung
2. Theologische Tendenzen
3. Christenverfolgungen



 
1. Die äußere Entwicklung

Für die äußere Entwicklung zw. 60 und 100 nChr. gibt es praktisch keine christlichen Quellen. Es fehlt für diese Zeit jeglicher zusammenhängende Geschichtsbericht. Auch die Schriften, die wohl in dieser Zeit entstanden sind, lassen sich nicht genau datieren, noch lokalisieren. Wichtigstes Dokument (jedoch nicht-christlich): Brief des jüngeren Plinius an Kaiser Trajan (98-117) über Vorgehen gegen Christen (um 112/113). Lediglich die weite Ausbreitung des Christentums ist erkennbar: (Evangelien: Idumäa, Transjordanland, Tyrus, Sidon; Act.15,39: Zypern; Tit.: Kreta; Dalmatien; Hebr: Italien; 1.Petr.1,1; Apk.: Kleinasien; Plinius: Heidnischer Kult in Bithynien und Pontus um 100 bereits stark zurückgedrängt). Die in der ersten Phase gegründeten Gemeinden blühen (Antiochien - Ignatius; Ephesus; Korinth; Philippi) und haben sich zu Zentren des Christentums mit beträchtlichem Einfluss fortentwickelt.
 
 
2. Theologische Tendenzen

An theologische Tendenzen lassen sich benennen:

Häufig wird diese Epoche als "Frühkatholizismus" bezeichnet. Conzelmann empfiehlt diesen Begriff erst zu verwenden, wenn Traditionsgedanke mit Vorstellung der Amtssukzession verknüpft ist (so erst in 1.Clem.). Bei Ignatius zeigt sich darüberhinaus eine Bindung der Heilswirkung von Verkündigung und Sakrament an das Amt. Kümmel sieht die Grenzen zwischen Urchristentum und Frühkatholizismus als fließend an. Das Urchristentum ist "theologisch betrachtet, nicht eine fest umrissene chronologische Periode, sondern eine durch kritische Besinnung zu erkennende geschichtliche Norm".
 
 
3. Christenverfolgungen

Die Kirche im römischen Reich stellt sich Römern und Griechen als eine der neuen Religionen aus dem Osten dar. Davon werden im NT nur zwei erwähnt (Täufersekte: Joh.1,6; 3,25; Simon Magus: Act.8). Relativ früh kam es in einzelnen Gebieten zu Christenverfolgungen. Folgende sind bekannt:

"Man kann insgesamt sagen, da die Gemeinde ständig durch die Gefahr der Verfolgung bedroht ist, aber die konkreten Aktionen bleiben zeitlich und örtlich begrenzt" (Conzelm./Lindem. 462). Die Christen reagieren auf Verfolgungen im Sinne ihres Bekenntnisses (Welt geht ihrem Ende entgegen und ist der Ort, an dem die Wahrheit verfolgt wird => "Freude im Leiden"). So lebte gerade in Verfolgungssituationen die Naherwartung wieder auf (Apk.). Ferner wurde die Idee des Martyriums als des von Gott verordneten Leidens vertreten (vgl. Mt 10). Bewaffneter Widerstand war den Christen durch ihren Glauben verwehrt (1.Petr fordert angesichts der Verfolgung Gehorsam gegen die Obrigkeit; 1.Clem fordert in selber Lage Gebet für Obrigkeit). Einzige Verteidigung ist Nachweis, dass Christen unschuldig sind. Dass Christen versucht haben, die den Juden zugestandenen Privilegien zu erhalten, scheint wohl nicht der Fall zu sein (vgl. Act). Dies hätten die Römer wahrscheinlich nicht akzeptiert, da die Christen sich aus ihrer Perspektive grundsätzlich von den Juden unterschieden.


Literatur: Conzelmann/Lindemann, AB, S.456-463; W.G.Kümmel, Art. Urchristentum, RGG 3; Bd 6, 1187-1193



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