Der religionsgeschichtliche Hintergrund des Johannes-Evangeliums
 
 
1. Zur religionsgeschichtlichen Grundproblematik
2. Jüdischer Hintergrund
3. Gnostischer Hintergrund
4. Hellenismus



 
1. Zur religionsgeschichtlichen Grundproblematik

Seit dem 19.Jhdt wird versucht, die Theologie des Joh.-Evang. religionsgeschichtlich aus der Umwelt abzuleiten. Dadurch versuchte man die theologische Besonderheit des Joh. im Urchristentum zu verstehen. Noch Bultmann sieht das Joh. als kritische Umprägung eines vorgegeben gnostischen Mythos'.
Doch ist inzwischen erkannt worden, dass die Theologie des Joh. nicht allein durch eine religionsgeschichtliche Ableitung verständlich zu machen ist. Außerdem ist umstritten, welcher religionsgeschichtlicher Hintergrund dominant ist (Gnosis, Judentum, Samaritaner, Hellenismus). Im Falle der Gnosis ist die Diskussion noch dadurch erschwert, dass die Geschichte der Gnosis stark umstritten ist (vgl. Gnosis und NT). So gibt es keine Belege für ausgebildete gnostische Systeme zur Zeit des Joh., doch könnten diese durchaus vorhanden gewesen sein. Oder entstanden die Gnosis erst in Abhängigkeit von Joh.? Der von Bultmann als Vorlage des Joh. angenommene Erlöser-Mythos vom erlösten Erlöser hat sich inzwischen wohl als "Forschungsmythos" erwiesen (so Thyen). Da ferner bisher noch kein Konsens erzielt ist, worin das konstitutiv Gnostische zu erblicken ist, gibt es z.Z. nur die Möglichkeiten, religionsgeschichtl. Parallelen in Einzelelementen aufzuzeigen, ohne eine Entscheidung über Grad und Richtung (Gnosis) der Beeinflussung zu treffen. Dabei ist außerdem zu berücksichtigen, dass im Synkretismus der Spätantike viele religiöse und mythologische Motive ihre spezif. Verbindung zu ihren Herkunftsreligionen verloren hatten.
 
 
2. Jüdischer Hintergrund

Da davon auszugehen ist, dass das johann. Christentum dem Judentum entwuchs und eine beträchtliche Zeit innerhalb des jüd. Synagogalverbandes existierte, ist es selbstverständlich, dass das Judentum Wurzelboden der johann. Tradition ist. Dabei werden v.a. Traditionen randständiger jüdischer Gruppen aufgenommen (Essener, Täufer; Samaritaner). Gemeinsamkeiten finden sich hier v.a.

3. Gnostischer Hintergrund 

Es gibt zahlreiche Berührungen mit Elementen späterer gnostischer Systeme. Dabei sind die meisten dieser Elemente nicht gnostischen Ursprungs, sondern selbst wieder in erheblichem Teil aus dem Judentum übernommen. Folgende Elemente treten hier hervor:

Doch finden sich auch Differenzen:
4. Hellenismus

Hier ist zu nennen:


Literatur: J.Becker, ÖTK 4/1, S.51-55; H.Thyen, TRE-Art. Johannesevangelium, v.a. S.218ff.



Copyright: Matthias Kreplin, 2000