Zur Periodisierung der Geschichte des Urchristentums
| 1. Periodisierung der Geschichte
des Urchristentums |
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Eine Periodisierung der Geschichte des Urchristentums wird auf verschiedene
Weise versucht:
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Urchristentum bzw. apostolische Zeit (Lebenszeit der ersten christlichen
Generation, vornehmlich der Apostel, die Augenzeugen von Jesu Auferstehung
waren) und nachapostolische Zeit. Diese Einteilung knüpft daran
an, da wir über die erste Zeit der Kirche relativ viel, über
die Zeit zw. 60 (Tod der ersten Generation) und 100 praktisch aber nur
sehr wenig wissen.
Damit verbundene Probleme:
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Die Terminologie wird oft mit dem Werturteil verbunden, als sei die nachapostolische
Zeit eine Periode der Verfälschung und des Niedergangs.
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Ferner sind die Apostel als geschlossene Gruppe erst eine "Idee der dritten
Generation, die in ihrem Geschichtsbild die 'erste' Generation als geschlossene
Größe verstehen will" (Conzelm./Lindem., 412).
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Nicht zuletzt ist der Einschnitt zw. beiden Epochen schwer genau z.markieren
(weder der Tod des Paulus oder des Petrus oder des Jakobus, noch der jüdische
Krieg oder die Eroberung Jerusalems brachten für alle Gemeinden eine
spürbare Veränderung).
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Neutestamentliche und nachneutestamentliche Zeit.
Damit verbundene Probleme:
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Aufgrund der Datierungsschwierigkeiten praktisch unbrauchbar.
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Es gibt einige außerkanonische Schriften (z.B. 1.Clem), die bereits
vor den jüngsten kanonischen Schriften entstanden sind (z.B. 2.Petr.).
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Urchristentum (charismatisch) und Frühkatholizismus. Hier steht
der Gedanke des Kirchenrechtlers R.Sohm im Hintergrund, "wonach die frühe
'Geist-Kirche' von d. späteren 'Amts-Kirche' zu unterscheiden sei.
Ursprünglich habe die Kirche keine feste Organisation gekannt, sondern
sei von charismatischen Führern geleitet worden" (Conzelm./Lindem.,
413). Diese These wurde von A.v. Harnack zurecht bestritten. Denn Amt/Recht
und Geist stehen im Urchristentum nicht in Spannung miteinander. Dennoch
gibt es eine Entwicklung zu einer Verfestigung des Amtes (bis hin zum monarchischen
Episkopat) und zur Bindung von Verkündigung, Lehre und Sakramenten
an dieses Amt. Umstritten ist allerdings, ab wann der Begriff Frühkatholizismus
sinnvoll einzusetzen ist.
Ein entscheidender Einschnitt wird im Apostelkonzil und damit dem
offiziellen Beginn der gesetzesfreien Heidenmission zu sehen sein.
Damit war eine für die Zukunft höchst bedeutsame Wendung gefallen.
Literatur: Conzelmann/Lindemann, Arbeitsbuch
zum NT, S.412-418; Leipold/Grundmann,
Umwelt des Urchristentums, S.494-507
Copyright: Matthias Kreplin, 2000
