| 1. Der Ursprung des Heidenchristentums in Jerusalem
2. Das Fortschreiten der Mission 3. Entstehung des heidenchristlichen Zentrums Antiochia 4. Weitere Verfolgungen |
| 1. Der Ursprung des Heidenchristentums in Jerusalem |
Das Heidenchristentum hat seinen Ursprung im hellenistischen Zweig der
Jerusalemer Urgemeinde. Diese `Ellhnista… (Act.6,1)
sind griechisch sprechende Judenchristen (nach Act.10 werden die
ersten Heiden erst später in die Kirche aufgenommen; Stephanus wird
als abtrünniger Jude angeklagt - Act.6,11-15). Dies ist nicht ungewöhnlich,
denn in Jerusalem lebten viele aus der Diaspora gekommene Juden (so gab
es z.B. auch eine Synagoge der Alexadriner), und es ist gut denkbar, da
sich einige von ihnen schon früh der Gemeinde anschlossen.
Act.6,1ff spricht nun von einem Vorfall in der Armenversorgung der
Gemeinde (die Witwen der Hellenisten wurden übersehen). Daraufhin
werden sieben Diakone (alle mit ausschließlich griechischen
Namen) zur Armenpflege eingesetzt. Doch diese Funktion scheint unwahrscheinlich,
denn von den Diakonen wird vielmehr berichtet, dass sie Verkündigungsaufgaben
wahrnahmen. Philippus trägt geradezu den Titel Evangelist. "Wahrscheinlich
trieben die Sieben in den hellenistischen Synagogen von Jerusalem Mission;
in diese Richtung weist jedenfalls auch die Tätigkeit des Philippus
in Samaria nach der Vertreibung aus Jerusalem (Act.8,4-13; vgl v.a. auch
8,26-40; 11,19ff). Es ist denkbar, dass sich analog zu den landsmannschaftlichen
Synagogenverbänden (Billerbeck II, 661ff) auch innerhalb der christlichen
Gemeinde von Jerusalem eine hellenistische Sondergruppe unter der Leitung
des Stephanus bildete" (Conzelm./Lindem., 428f).
Die Hellenisten unterschieden sich allerdings von der streng judenchristlichen
Gemeinde darin, da sie das Kultgesetz und den Tempelkult nicht mehr
für verbindlich hielten (Act.6,13). "Die Sonderstellung der Gruppe
wurde jedenfalls verhältnismäig schnell erkannt, und die erste
Verfolgung
traf nur sie, mit Stephanus als erstem Märtyrer" (Conzelm./Lindem.,
429). Die Judenchristen konnten wohl in der Stadt bleiben (vgl. Act.8,1).
Die Vertreibung aus Jerusalem führte allerdings zur
Verbreitung
der Mission auch auerhalb Palästinas.
| 2. Das Fortschreiten der Mission |
Die Mission schreitet nach der Darstellung der Apostelgeschichte in zwei Dimensionen fort:
| 3. Entstehung des heidenchristlichen Zentrums Antiochia |
Auch wenn Act. die Taufe des Kornelius als eine Tat des Petrus darstellt,
so dürfte der Weg zum Heidenchristentum zuerst von den Hellenisten
gegangen worden sein. Dies spiegelt sich darin, dass in Act. Philippus
noch vor Petrus das heidnische Cäsaräa am Meer erreicht. Zweifellos
waren es die Hellenisten, die als erste aufgrund ihrer Stellung zum Gesetz
bereit waren, Heiden in die Gemeinde aufzunehmen. Lk. aber hatte ein besonderes
Interesse daran, diesen Schritt mit Petrus und der Urgemeinde in Verbindung
zu bringen. In der Großstadt Antiochia entsteht das zweite
große christliche Zentrum, in dem nicht mehr nur Judenmission getrieben,
sondern auch Heiden in die Gemeinde aufgenommen wurden. Hier in Antiochia
wird zugleich die Eigenart des Christentums gegenüber dem Judentum
von der Öffentlichkeit erkannt: Sie erhalten, möglicherweise
von den römischen Behörden, den in latinisierender Weise von
CristÒj
abgeleiteten
Namen CristianÒi. Mit dieser Praxis entstand
die grundsätzliche Frage, ob Heidenchristen auf die Haltung des jüd.
Gesetzes verpflichtet werden sollten, die dann auf dem Apostelkonzil
entschieden wurde (vgl. Das Apostelkonzil).
| 4. Weitere Verfolgungen |
Die weitere Verfolgung der Christen scheint auch in der Folgezeit nur die Hellenisten zu treffen. Die Judenchristen hielten ja weiterhin am Gesetz fest, und das Bekenntnis zu Jesus als dem Messias brauchte nicht zum Bruch mit dem Judentum führen (vgl. Rabbi Aqiba, der Bar Kochba für den Messias hielt), denn entscheidend für Zugehörigkeit zum Judentum ist allein Anerkennung der Verbindlichkeit des Gesetzes. Ob sich der Pharisäer Gamaliel (angeblich Lehrer des Paulus) dabei für die Apostel vor dem Synhedrium einsetzte (Act.5,34ff) ist unsicher, aber durchaus denkbar, denn die Apostel übertraten nicht das Gesetz. Ob die von Paulus geführte Verfolgung allerdings eine Initiative des Synhedriums war (vgl.Act.9,1ff), ist unsicher. Das Synhedrium besaß für Manahmen in Damaskus keine rechtliche Legitimation, wohl aber einen Einfluss aufgrund seiner Autorität. Paulus könnte sich also durchaus Empfehlungsschreiben in Jerusalem geholt haben. Dass Verfolgung für hellenistische Christen durchaus gegeben war, zeigen die Verfolgungslogien der Evangelien. Doch das Ausmaß der Verfolgung ist nicht mehr zu erkennen. Die Lage verschärfte sich zusehends. Agrippa I. geht während seiner Herrschaft über Jerusalem (41-44 nChr.) gegen die Christen (nun auch die Judenchristen?) vor (Act.12,1ff). Der Zebedaide Jakobus wurde hingerichtet, Petrus musste wohl Jerusalem verlassen. Der Herrenbruder Jakobus konnte allerdings bis zu seiner Hinrichtung 62 nChr. in Jerusalem bleiben.
Literatur: Conzelmann/Lindemann, Arbeitsbuch zum NT, S.428-434.